Geschlechtsbestimmung von Skolopendern

Lange Zeit habe ich hier nichts mehr geschrieben und schon sehr lange nichts mehr über meine Tiere. Doch vor einigen Tagen gab es einen revolutionären Durchbruch im Hobby der Skolopender-Haltung, die eigentlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als sie vielleicht alleine über das Fachforum Scolopendra.eu bekommt.

Bisher war es unmöglich einen Skolopender sicher geschlechtlich zu bestimmen. Es gibt bei den Tieren keinen sekundären Geschlechtsdimorphismus. Zugegeben, einige Ausnahmen wie Scolopendra morsitans bestätigen diese Regel, aber die Skolopender, bei denen man auf Grund der Schleppbeine das Geschlecht bestimmen kann, lassen sich an einer Hand abzählen und haben oftmals keine Relevanz für die Terrarienhaltung.
Trotz dieses vermeindlich bekannten Faktes kam immer wieder die Frage auf, wie man die Tiere sicher bestimmen und verpaaren kann. Bisher war die einzige Antwort: Schmeiß sie zusammen und hoff das beste! Mit etwas Erfahrung konnte man auf Grund der Proportionen in Etwa einschätzen, ob man zwei unterschiedliche Geschlechter hat, doch sicher konnte man nie sein. Zumal es wohl den meisten Haltern an Praxiserfahrung mangelt.

Nun haben René S. und Turgut Kocer eine Methode entwickelt, die es sicher und relativ einfach erlaubt, das Geschlecht eines Skolopenders auf Basis der primären Geschlechtsorgane zu bestimmen. Man braucht nur einen Soda-Streamer, eine Lupe/Kamera und ein gutes Auge. Doch Details will ich nicht vorweg nehmen, dafür gibt es den entsprechenden Beitrag im Skolopender-Forum! Viel Spaß beim Ausprobieren, hoffen wir demnächst auf ordentlich Nachzuchten!

Neue Scolopendra-Arten aus Südafrika

Peter Grabowitz, in der Arthropoden-Terraristik sicherlich kein Unbekannter, hat auf scolopendra.eu Bilder von zwei neuen Scolopendra-Arten aus Südafrika veröffentlicht. Die Tiere sind bisher scheinbar noch nicht bestimmt oder beschrieben, aber es handelt sich wohl definitiv um den Genus Scolopendra. Normalerweise ist Südafrika für seine Arten Cormocephalus bekannt.

Da es sich meines Wissens nach um Einzeltiere handelt, stehen diese nicht zum Verkauf, darum sind anfragen an Peter bezüglich dieser Tiere sinnlos. Dennoch finde ich die beiden Tiere verdammt schön und die Bilder hoch interessant für das Hobby! © Bilder: Peter Grabowitz http://www.polyped.de/

Revision des Genus Hemiscolopendra

Ich bin hier über einen interessanten Abstrakt gestolpert. Rowland Shelley (kein unbekannter in der Myriopodologie) hat eine Revision des Genus Hemiscolopendra (Kraepelin, 1903) geschrieben. Der genaue Wortlaut des Abstrakts:

Hemiscolopendra Kraepelin, 1903, is a monotypic genus. Its sole species, H. marginata (Say, 1821), possibly misidentified in older publications as Scolopendra morsitans L., 1758, and S. pachygnatha Pocock, 1905, occurs from the southern Atlantic Coast of the United States to west Texas, in the east/west dimension, and, north/south, from southern Ohio-Illinois to Chiapas, Mexico. Individuals throughout this area vary through the same limits, proving that they are conspecific. Akymnopellis, n. gen., is erected to accommodate the South American species previously assigned to Hemiscolopendra – chilensis (Gervais, 1847), laevigata (Porat, 1876), and platei (Attems, 1903). Two new synonymies are proposed – Otostigma michaelseni Attems, 1903, under A. laevigata, and Hemiscolopendra perdita Chamberlin, 1955, under A. platei.

Zusammengefasst: Der Holotyp Hemiscolopendra marginata wurde vielleicht in älteren Publikationen als Scolopendra morsitans und Scolopendra pachygnatha beschrieben und kommt an der südatlantischen Küste der USA bis zum Westen von Texas (West-Ost-Richtung) und von Süd Ohio-Illinois bis Chiapas, Mexiko (Nord-Süd-Richtung) vor. Diese Spezies bildet nach Shelley also nun den monotypischen Genus Hemiscolopendra mit der einzigen Art Hemiscolopendra marginata.
Die südamerikanischen Tiere werden nun dem neuen Genus Akymnopellis zugeordnet. So werden nun Hemiscolopendra chilensis -> Akymnopellis chilensis, Hemiscolopendra laevigata -> Akymnopellis laevigata und Hemiscolopendra platei -> Akymnopellis platei. Ebenso schlägt Shelley vor, dass Otostimus michaelseni unter Akymnopellis laevigata und Hemiscolopendra perdita unter Akymnopellis platei gefasst werden sollen.

Soweit die Informationen aus dem Abstrakt. Das vollständige Dokument gibt es für $25,- bei oben genannter Internet-Adresse. Doch ich denke für uns als Hobbyisten genügen die Informationen aus der Zusammenfassung. Die meisten hier dürften sich eh nicht für taxonomische und biologische Hintergründe zu dieser Revision interessieren q:

Terraristik-Börse in Köln

Ich kam nicht drum herum, vier neue Skolopender mussten mit. Zweit günstige Rhysida longipes, die nun in Gruppenhaltung bei mir sind, und zwei Scolopendra subspinipes dehaani „Cherry Red“ Pedelings, weil ich die Färbung so geil finde!

Meine Frau hat sich noch Engerlinge geholt, aus denen mal bunte Käfer werden sollen. Bei Gelegenheit werde ich davon auch Bilder hier hochladen…

Skolopender-Bilder

Nachdem dieses Hobby hier schon lange nicht mehr erwähnt wurde, habe ich mir gedacht: „Bilder sagen mehr als Worte!“

Felis catus – Terrarienhaltung möglich

Wie sicherlich jedem Terraristen mit Hauskatze bekannt: Die haarigen Vierbeiner melden ziemlich schnell ein appetitreiches Interesse an den Leckereien hinter Glas an!
So ist unser kleiner Derwisch ziemlich scharf auf unser Chamäleon, die Schlangen – besonders nach der Fütterung, so eine mausgefüllte Schlange ist sicherlich ein doppelter Leckerbissen – und natürlich die Skolopender.
Ihr liebstes Spielzeug sind kleine Gummi-Skolopender, die meine Freundin mir mal geschenkt hat. Richtig liebevoll nagt sie da immer die Schleppläufe und Laufbeine ab und erfreut sich mit einem spielerischen Hass an ihrem Übungsobjekt, nur für den Fall, dass mal eines meiner lebenden Tiere aus einem Becken entkommen sollte.

Nachdem dann mein großer Sc. s. dehaani verstorben war, habe ich das Becken mal zur Besichtigung offen gelassen, was bei unserem Fellmonster auf reges Interesse gestoßen ist…

p1170539

PS: Man beachte das Memento Mori an dem Bild, die Katze steht auf einem Katzenschädel (;

[Skolopender] März-Übersicht

2009-03-sc-dehaaniZur heutigen Versorgung meiner Tiere dachte ich mir, dass ich schon lange nichts mehr über dieses Hobby gebloggt habe! Zeit, genau diesen Umstand zu ändern (;

Zunächst mal eine eher traurige Nachricht: Am Montag, 09.03.2009 ist mein größter und ältester Skolopender gestorben: Mein Scolopendra subspinipes de haani Yellow Leg aus Vietnam, den meine Freundin mir vor 3 Jahren zum Geburtstag geschenkt hat. Dieses Tier war mein Einstieg in das Hobby und mit ca. 20 cm KRL auch ein echter Brocken. Mehr als einmal hat das Tier auf seinen allabendlichen Streifzügen unsere Besucher mit einem Schaudern beglückt (: Außerdem war das zeigefreudige Tier in seinem großen Becken ein sehr beliebtes Beobachtungsobjekt unserer Katze.
Aber man muss dazu sagen: Ich habe das Tier schon im adulten Zustand bekommen. Und von meinem anderen Sc. s. de haani weiß ich, dass es ca. 3-4 Jahre dauert, bis diese Tiere erwachsen sind. Und nun hatte ich den Vietnamesen auch 3 Jahre, also kann ich locker davon ausgehen, dass das Tier ca. 7 Jahre alt war. Ganz schön beachtlich für so ein Krabbeltier, oder?

Meinen anderen Scolopendra subspinipes de haani aus Malaysien, den Cherry Red habe ich nun ca. 2 Jahre. Das Tier ist aber immer noch subadult und gerade mal zwischen 13-15 cm KRL. Dafür ist es flammrot und wird wohl in das freigewordene Becken von dem nun toten Vietnamesen ziehen.

2009-03-sc_mutilans
Von meinem kommunalen Experiment mit den Scolopendra subspinipes mutilans kann ich scheinbar auch nur negatives berichten. Zwar ist das Tier, das ich heute in der Gemeinschaftsbox sehen konnte ordentlich gewachsen und macht einen kräftigen Eindruck, aber dafür, dass in der Kiste mal 5 Tiere waren, ist es etwas zu ruhig. Auch wenn die Tiere eingegraben sein können, glaube ich mittlerweile nicht mehr daran. Vielleicht war es auch etwas zu früh, die Tiere mit ungefähr 4 Monaten bereits zu vergesellschaften? Immerhin greift in der Kinderstube von Mutternatur die natürliche Selektion am ehesten.
Ich warte nun einfach noch etwas ab und werde wohl nächstes Jahr den verbleibenden Skolopender aus der Gruppe und seine beiden Geschwister aus der Einzelhaltung nochmal zusammensetzen.

Mindestens genau so erfreulich wie das ordentliche Wachstum bei den Sc. s. mutilans ist das Wachstum meines Scolopendra cingulata mit unbekannter Herkunft! Ich bin mal gespannt, wie das Tier erwachsen aussieht!
2009-03-sc_cingulata

Was mich aktuell noch ein wenig ins Grübeln bringt ist hingegen einer meiner Alipes grandidieri sp.. Hier hat ein Tier ohne ersichtlichen Grund ein Schleppbein verloren, das einfach neben dem Tier unter der Korkrinde lag… Hier werde ich wohl in Zukunft auch vermehrt nach schauen….

Kurz aber heftig!

Lang ist mein letzter Eintrag her! In der Zwischenzeit ist viel passiert: Ich bin mit meiner Freundin zusammengezogen, was für mich gut eineinhalb Monate harter Arbeit war, für das mein Webzine liegen einige neue CDs hier (u.a. die neue von Purgatory und die allerletzte Scheibe von Cerebral Turbulency), das Interview mit Afgrund muss noch übersetzt werden und es war am 13.12.2008 die Terraristika in Hamm.
Dieses Ereignis durfte ich mir natürlich nicht nehmen lassen, und so bin ich samt Freundin zum Turgut „peterbourbon“ gefahren, der uns dann mit nach Hamm genommen hat. Ergebnis des Tages ist stellenweilse schon erschreckend:

  • 0.0.1 Otostigmus politus, China, DNZ
  • 0.0.1 Otostigmus spinosus, Java
  • 0.0.1 Rhysida immarginata immarginata, Indonesien
  • 0.0.1 Rhysida stuhlmanni stuhlmanni
  • 0.0.1 Scolopendra alternans, Florida Keys
  • 0.0.3 Scolopendra alternans, Haiti, ÖNZ 11/08
  • 0.0.1 Scolopendra canidens, unknown origin
  • 0.0.1 Scolopendra cingulata, unknown origin, Pedeling
  • 0.0.1 Scolopendra cingulata, Griechenland, XXL
  • 0.0.1 Scolopendra mirabilis, Tansania
  • 0.1.0 Scolopendra morsitans, Tansania
  • 0.0.1 Scolopendra polymorpha, USA

(Das sind nun insgesamt 41 Skolopender in meinem Bestand!)

Anschließend wurden dann noch einige von Turguts Exemplaren bei uns im Wohnzimmer genauer untersucht – was mitunter sehr verschuchterte Gesichter bei den Besuchern meiner Freundin ausgelöst hat, haha!
Weitere Details über einzelne Arten und Tiere folgen die Tage, versprochen! Solange möchte ich auf ein neues Skolopender-Forum hinweisen, dass sich fundierter Taxonomie und der Terrarienhaltung von Rasierschaum widmet: scolopendra.info

[Skolopender] Neues Heim für Cherry Red-Dehaani

Nachdem mein „kleiner“ Scolopendra subspinipes dehaani „Cherry Red“ in der letzten Häutung die 13cm Kopf-Rumpf-Länge überschritten hat, wurde es langsam Zeit für ein neues Terrarium. Da ich aber innerhalb der nächsten vier Wochen mit meiner Freundin zusammenziehen werde, wollte ich das Tier solange noch in seiner 13x18x16cm-Box lassen. Dies entspricht zwar nicht den Mindestmaßen für ein Insekten-Terrarium – Normalerweise lautet der Schlüssel Breite = 1 x die Körperlänge des Tieres, Länge 2 x die Körperlänge des Tieres, Höhe = 1 x die Körperlänge des Tieres plus Substrathöhe – Aber für 4 Wochen sollte es dies noch tun.
Nun habe ich aber am Wochenende Verschleißerscheinungen an der Silikon-Verklebung des Lochblechs / der Belüftung der Box festgestellt! Und jeder, der schon mal einen subadulten „Cherry Red“ in Aktion gesehen hat weiß, dass man so ein Tier nicht gerne frei in der Wohnung rumlaufen hat! Das erste Mal hat mir voll und ganz gereicht und ich konnte erst wieder richtig schlafen, als ich das Vieh gefangen hatte!

Aus diesem Grund habe ich heute eine neue Clipbox gekauf und mit dem Lötkolben Belüftungslöcher reingebrannt! Die neue Behausung ist ca. doppelt so groß wie die Alte – in etwa 28x18x28xm – und erlaubt mir nun auch wieder dem Tier etwas mehr Substrat anzubieten. Aktuell ist die Box noch sehr spartanisch eingerichtet – ein Wassernapf, ein Stück Korkrinde und ein Stein, aber das wird sich im Laufe der Woche auch noch ändern!
Lange wird das Tier aber auch nicht in dieser Box bleiben, ich denke innerhalb der nächsten 3-6 Monate wird der „kleine“ Malaysianer in sein Endbecken ziehen, ein Glas-Terrarium von 30x50x30cm!

[Skolopender] Scolopendra spec. Karibik

Der Bruder meines Nachbarn wohnt in der Karibik. Gerade bin ich mir nicht sicher ob auf Tobago oder Trinidad. Fakt ist auf jeden Fall, dass er regelmäßig Hundertfüßer aus seinem Bett pflücken muss, bevor er überhaupt an’s Schlafen denken kann.


Zunächst hat er mir ein paar vermeindliche Sc. alternans-Pedelings mitgebracht, die leider NACH ihrer Ankunft hier in Deutschland verstorben sind. Einige Monate später bekomme ich dann von meinem Nachbarn eine Plastikflasche mit einem weiteren, diesmal größeren Hundertfüßer. Das Tier ist in Spiritus eingelegt und entspechend schon gehärtet. Durch den engen Hals bekomme ich das Tier auch nicht aus der Flasche raus. Dennoch wollte ich nun – ein halbes Jahr nach erhalt – das Tier mal genauer bestimmen. Ursprünglich habe ich es ebenfalls für Sc. alternans gehalten, aber später gingen meine Vermutungen eher in Richtung Sc. subspinipes. Mal sehen, ob sich das bestätigen lässt (;


Herkunft: Trinidad / Tobago (da bin ich mir nun nicht sicher…)
Körperlänge: um die 15cm ohne Antennen und Schleppbeine

Färbung:
Pleuren: gräulich / olive
Tergite: Hauptsächlich braun, von leicht bis mittel. Am hinteren Rand und leicht an den Seiten dunkler bis ins Schwarze.
Laufbeine: hellbraun
Anmerkung: Da das Tier in Spiritus eingelegt war, können die Farben schon stark ausgewaschen sein!

Laufbeine / Segmente: 21 Paar / 21
Ocellen: Scheinen präsent, sind aber durch den Alkohol ziemlich ausgebleicht und schwer zu erkennen.
Kopf: Die cephalische Platte überlagert das erste Tergit

Stigmen: Auf den beintragenden Segmenten 3, 5, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20

Das bestätigt schon mal, dass es sich um eine Scolopendra-Art handelt. Schauen wir mal, welche Art!


Antennen: 21 Glieder, 7 Grundglieder kahl
Kopf und erste Tergit: Ohne Ringfurche
Tergite: 2, 4, 6, 9, 11, 13, 15, 17, 19 kürzer als die anderen
Paramedianfurchen beginnen ab dem 5. Tergit (nicht so deutlich zu erkennen)
Berandung beginnt auf dem 8. Tergit (!)


Präfemuralfortsatz: 2-spitzig
Präfemuralbedornung:
ventral-medial: 2
dorsal-median: 2
dorsal: 1

Coxopleuralfortsatz: kurzkeglig mit nur einer Spitze

Auch wenn nicht alle Punkte genau auf die Beschreibung von Sc. subspinipes subspinipes passen, bin ich durch den „Führer“ im Attems zu dieser Entscheidung gekommen!