Zu unrecht unbekannt: Raging Speedhorn

Wieder eine Perle in meinen CDs gefunden: RAGING SPEEDHORN waren eine Post-Hardcore/Metal Band aus England. Düster, schwer, teilweise schleppend, teilweise forsch, aber immer unglaublich angepisst und pessimistisch. Ich mag solche Musik, wer sich schnellere Fall Of Efrafa oder langsamere Trainwreck/His Hero’s Gone/Tragedy mit hammermäßigem Groove vorstellen kann, sollte RAGING SPEEDHORN definitiv antesten! Leider hat sich die Kapelle nach 10 jährigem Bestehen 2008 aufgelöst…
http://www.myspace.com/ragingspeedhorn

Poison The Well – The Tropic Rot

Poison The Well - The Tropipc Rot Auch wenn das Cover vielleicht etwas anderes vermuten lässt, aber mit 50er Jahre Urlaub in Saint Tropez hat das neue Album von POISON THE WELL nicht viel zu tun. Und doch gleicht die Musik zuweilen einer ausgebleichten, tief traurigen Erinnerung an vergangene Zeiten. „Are You Anywhere“ oder „Without You And One Other I Am Nothing“ bilden als Titel schon bezeichnende Aussagen zum einen Grundtenor von „The Tropic Rot„: tief traurig, depressiv, melancholisch und verzweifelt. Dass zwangsläufig aus dieser scheinbar ausweglosen Verzweiflung auch eine Mordswut entstehen kann, scheint dabei schon zwangsläufig. So steigert sich das anfangs noch fragile „Are You Anywhere“ deutlich immer mehr in Aggression und ausweglose Wut, bricht „Cinema“ in Hardcore-ähnliche härte aus.
Und so lässt sich auch am besten das Gesamtbild des mittlerweile sechsten Albums des Quintetts aus Miami beschreiben: Fragile Depression trifft auf wutgeladene Aggression, Post-Rock trifft auf Post-Hardcore und ein klein wenig Metalcore! Das Ergebnis ist abwechlsungsreich, sehr emotional und schlichtweg mitreißend. „Who Doesn’t Love A Good Dismemberment“ ist nicht nur ein genialer Songtitel, sondern auch ein sehr griffiger Song mit ordentlich Drive, „Antarctica Inside Me“ bezaubert mit spannungsgeladenen Riffs und herrlichen Gesangslinien und in all der Verzweiflung überrascht „When You Lose I Lose As Well“ mit einer beinahe freundlichen, versöhnlichen Atmosphäre. Dass dadurch das düstere „Celebrate The Pyre“ nur noch härter wirkt, wirkt gleichsam noch positiver auf das gesamte Album.
Auch wenn POISON THE WELL nicht ganz an die Tiefe und Depression von Bands wie Cult Of Luna ranreichen, überzeugen sie doch durch ihren enormen Abwechslungsreichtum und deutliche Bezüge zum etwas härteren Post-Hardcore und Metalcore. Ein herrliches Album zum verzaubern lassen, dass man aktuell komplett als Stream auf der Myspace-Seite der Band probehören kann. Ganz großes Kino!

http://www.myspace.com/poisonthewell

Raging Speedhorn – Before The Sea Was Build

Irgendwie scheine ich aktuell eine Händchen dafür zu haben, Bands viel zu spät für mich zu entdecken! Erst WITHIN PASSION und nun RAGING SPEEDHORN, die sich wohl dieses Jahr zu einem Split entschlossen haben! Schade, denn die schon seit dem Ende der 90er aktive Band gefällt mir nach anfänglicher Eingewöhnungsphase ziemlich gut!

In welche Kategorie ich RAGING SPEEDHORN, bzw. deren scheinbar letztes Album überhaupt „Before The Sea Was Build“ einordnen würde, ist schwer zu sagen. Teilweise klingen Elemente des Post-Hardcores ganz klar durch, ebenso finden sich aber auch eindeutige Anzeichen des Dooms und des Sludges. Auf jeden Fall sagt mir dieses britische Sextett viel mehr zu, als es die meisten Vertreter der genannten Genre sonst tun!
Die teilweise recht einfach gestrickten Riffs wirken in den stellenweise recht unkonventionellen Songaufbauten so nachvollziehbar, wie auch unterschwellig unheilvoll! Eine unglaubliche Wut zusammen mit bedrückend-depressiver Grundstimmung schafft eine Atmosphäre, wie ich sie selten auf einem Album gehört habe, und wenn, dann meist auf denen britischer Künstler. So würde z.B. „Mishima“ oder „Who Will Guard The Guards“ ohne Probleme in die tonliche Untermalung eines „28 ____ later“-Filmes passen und dessen Stimmung auf gleiche Weise untermalen, wie es der aktuelle Soundtrack bereits macht!

Auch wenn sich alle Lieder der Scheibe auf gleich hohem Niveau bewegen und nach mehrmaligem Hören einen ziemlich hohen Wiedererkennungswert entwickeln, so sind mir als besondere Tracks „Dignity Stripper“ und „Too Drunk To Give A Fuck“ im Kopf geblieben. Letzteren kann man auf jeden Fall auf dem Last.fm-Profil der Band probehören, was ich aufgeschlossenen Metallern mit einem Hang zum Doom ungefragt ans Herz legen möchte!
RAGING SPEEDHORN waren für mich definitiv ebenfalls eine Neuentdeckung des Jahres 2007!

Infos
Earache / 2007
CD / 10 Lieder / 28:25 min.


Diese CD-Kritik habe ich für mein Death Metal und Grindcore-Webzine NecroSlaughter geschrieben. Da es sich aber nicht direkt um Death Metal oder Grindcore handelt, habe ich sie ebenfalls hier veröffentlicht!