[Review] Hellnight an Halloween 2008

Halloween ist meiner Meinung nach eine nette Abwandlung heidnischen Brauchtums, dass in seiner jetzigen, stark amerikanisch geprägten Art sicherlich eine witzige Bereicherung für uns Mitteleuropäer ist. Besonders für mich als Fan von B-Movies, Horrorfilmen und Zombies bietet dieses Fest enorme Einkaufsmöglichkeiten für die heimische Dekoration, haha!

Und welcher Soundtrack würde besser zu Halloween passen, als Musik aus einer Stilrichtung, die scheinbar alleinig aus diesem Feste entstanden ist: Horror-Punk!
Da der Abschluss der Hellnight-Tour passenderweise auf Halloween 2008 fällt (welch ein Zufall) und dann auch noch in Köln stattfindet, war unser Programm für diesen Abend auch schnell beschlossene Sache. Bei einem Preis von ~15 Euro für vier Bands kann man nicht meckern! Hinzu kommt, dass man das Underground gut mit dem Zug erreicht.

Bis kurz vor Beginn wusste ich nicht um alle Bands des Abends. Auf den Tickets standen nur drei vermerkt, „+ Support„. Doch vor Ort wurde dieses Mirakel dann auch schnell geklärt: Den Abend durfte Zombina & The Skeletons eröffnen!
Von den bereits seit 1998 aktiven Liverpoolern mit Frontröhrenfrau gab es ziemlich rotzigen Horrorpunk. Ziemlich roh, schrill und teilweise ein wenig chaotisch. Doch sollte das der Band nicht den morbiden Charm nehmen, sondern eher im Gegenteil für kurzweilige Unterhaltung sorgen! Besonderheit bei Zombina & The Skeletons war aber nicht nur die Frau am Mikrofon, sondern auch das Saxophon im Line-Up! So konnten einige Ska-beeinflusste Lieder sogar noch mehr zum bewegen motivieren, als es der Offbeat alleine getan hätte! Sehr nett!

Mir hingegen bekannt und im allgemeinen wohl bekannter waren Der Fluch! Diese Band ist schon seit 1980 im Horror-Punk aktiv und ist ein Side-Projekt der deutschen Punk-Pioniere OHL! Dadurch ist die Musik von Der Fluch auch sehr stark durch den frühen Punk geprägt und trägt Einflüsse aus dem Death Rock und Wave in sich. Die Lieder sind weniger schnell, stellenweise tragend, der lyrische Aspekt simpel und psychodelisch!
Beim vorwiegend jungen, eher modernen und auf Geschwindigkeit bedachten Publikum kam diese Ladung Oldschool nicht so gut an, wie die Band es verdient hätte. Der Raum hat sich zwar nicht gelehrt, aber es fehlte etwas an Reaktion aus den Reihen vor der Bühne.
Zugegebendermaßen muss ich aber auch sagen, dass Der Fluch stilistisch nicht so recht zwischen die anderen Bands passte und auch von mir eher auf Grund ihrer Leistungen von vor 20 Jahren gewürdigt wurden. Schlecht war ihre Leistung dennoch nicht, eher im Gegenteil!
Highlight für mich, wie wohl auch viele andere im Publikum war das abschließende „Werwolf“!

The Other haben sich richtig angestrengt! Waren Zombina und ihre Jungs lediglich bei ihren Musikern etwas auf Skelett geschminkt und Der Fluch einfach in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen, so haben sich Leichlinger richtig in’s Zeug gelegt:
Zunächst wurden gotische Kirchenfenster aus Pappe und Kirchenkerzen auf die Bühne getragen, Die Band war als Monster und böser Doktor verkleidet. Nur Fronter Rod Usher hat sich nicht verkleidet. Bei seiner Misfits-orientieren Kluft, brauchte er das aber auch nicht, das war bereits Horrorpunkrock genug!
Musikalisch ging es auch ziemlich Misfits-lastig zur Sache, melodischer, „weicher“ Gesang trift auf recht weit gefächerte Musik zwischen Punkgebolze, hymnenhaften Refrains und einfach nur Rock’n Roll! Durch die sehr nachvollziehbaren Songs mit packenden Melodien und die Unterstützung von Gitarrist und Bassist in den Refrains, wurde auch schnell das Publikum zum Mitgröhlen animiert. Die deutlich gestiegene Geschwindigkeit der Lieder und der Einsatz von Doublebass-Akzenten haben dann das ihre zur Bildung des Moshpits getan, hier ging gut Party!
Zum Ende in kamen dann noch die beiden Saitenklopper von Blitzkid auf die Bühne, um einen Song gemeinsam mit The Other zu spielen!

Der Headliner des Abends, Blitzkid füllte das Underground noch mal eine Nummer mehr und konnte das Moshpit nochmals um einige springende Halloween-Freunde erweitern! Ebenfalls in kultigen Kostümen – Skelett am Bass, Toifel an der Gitarre und ganz geil: Ein Gespenst mit Zylinder hinterm Schlagzeug!! – bretterten die Amis noch eine Nummer schneller, aber auch nachvollziehbarer durch ihr Set und haben mindestens so viele mitsingende Fans wie The Other im Publikum gehabt!
Besonders genial war das Skelett hinter dem Bass, das so unglaublich abgegangen ist, dass er mehrfach sein Kabel aus dem Instrument gerissen hat und fast mit dem Kopf seines Instruments der vorderen Reihe vor der Bühne die Kauleisten neu sortiert hätte! Da ging mal richtig die Luzi auf der Bühne!
Leider musste ich den Auftritt von Blitzkid vorzeitig verlassen, weil meine Freundin etwas am Auge hatte, was sich glücklicherweise im Nachinein als harmlos herausgestellt hat.
Nach Aussagen unserer Begleiter soll es aber noch sehr ordentlich gewesen sein und das letzte Lied des Abends wohl von allen Bands zusammen gespielt worden sein!

Letztendlich war es ein sehr schöner Abend mit coolen Bands und wirklich coolen Leuten! Die Stimmung im Publikum hat wirklich gestimmt und es war schön zu sehen, dass wirklich viele Leute gleichsam ihren Idolen AUCH geschminkt zum Konzert gekommen sind! Bei einer Wiederholung nächstes Jahr wäre ich sofort wieder dabei!

Links
www.zombina.de
www.obersteheeresleitung.de – Hauptband um Der Fluch
www.theother.de/
www.blitzkid.com/